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Gedichte und Lieder

Der alte Protestsänger

So manches Lied hätte er lieber nicht gesungen

doch hat der Zustand dieser Welt ihn letztlich doch gezwungen,

seine Stimme zu erheben

und ein Lied zu singen übers Leben,

übers Lieben, übers Lachen

und über die, die alles das zunichte machen.

 

Vielleicht wär ihm manchmal danach gewesen,

seiner Liebsten Gedichte vorzulesen

oder ein paar Zeilen zu schreiben

über das Kommen und über das Bleiben.

Doch immer wieder musste er gehen

um irgendwo auf einer Bühne zu stehen

und Lieder zu singen vom Widerstand

gegen Faschisten im Mutter- und Vaterland.

Lieder vom Frieden und gegen den Krieg,

für die Arbeiterklasse und deren Sieg.

Über die Massenhaltung von Tieren

und wie wir die Kontrolle über die Atomkraft verlieren.

Er singt über Hunger und Seuchen und Tod,

über Altersarmut und Wohnungsnot.

Jetzt ist er alt, vom Leben bleibt nur ein Rest.

Es reicht gerade noch für einen letzten Protest.

Er nimmt seine Klampfe und geht an den Strand.

Da wo vor paar Jahren noch die Dorfkirche stand,

umspülen heute die salzigen Wellen

die eilig errichteten Anlegestellen.

Und ein paar Kilometer entfernt von der Küste

beginnt auch schon die norddeutsche Wüste.

 

Und der Sänger singt sein Lied in den Wind,

vom Leben, vom Lieben und seinem Kind.

Doch niemand ist da, den sein Singen noch stört

und dennoch hofft er, dass ihn diesmal wer hört.

Arno - Der alte ProtestsängerArno Jauernig
00:00 / 03:30
Wenn Texte beginnen zu klingen

Da ist ein Gedanke.

Der Gedanke formt sich zu einem Wort.

Das Wort findet ein Geschwisterchen, das sich mit ihm reimt.

Die Worte schwingen sich auf einen Rhythmus ein.

Und dann gesellt sich eine Melodie dazu.

Einmal noch

Einmal noch die Welt.

Einmal noch die Welt

mit Kinderaugen sehen,

mit Kinderohren hören,

mit Kindernasen riechen,

mit Kinderzungen schmecken,

mit Kinderhänden begreifen.

 

Einmal noch den Wald.

Einmal noch den Wald

erfahren, wie zu der Zeit,

als es noch kein Wort gab

für den Baum.

Als der Baum ein großer Freund war

und ein Teil von mir.

 

Einmal noch das Licht.

Einmal noch das Licht

funkelnd und glänzend

das Gras auf der Lichtung

verzaubern sehen

und durch meinen Körper tanzend

meine kleine Seele leuchten lassend.

 

Einmal noch das Lied.

Einmal noch das Lied

des Waldes hören.

Nicht wissen, wo die Melodien herkommen,

wo sie hingehen.

Spüren, wie der Gesang der Singdrossel

zwischen meinen Ohren flirrt.

 

Einmal noch den Duft.

Einmal noch den Duft

von weichem Moos

und herbstlich-feuchtem Laub

in meiner Nase

sich in einen Traum verwandeln lassen.

 

Einmal noch die Pfütze.

Einmal noch die Pfütze

erkunden,

die nach dem großen Regen

Heimat ist für das Leben.

Für ein Gewusel kleiner Tierchen,

für die mir das Leben später

den Namen Kaulquappen geben wird.

 

Einmal noch staunen.

Einmal noch wundern.

Einmal noch Teil des Wunders sein.

Einmal noch Eins sein.

 

Einmal wieder wissen,

dass in jenem Wald,

in dieser Welt,

noch immer dieses Kind lebt,

das eins sein darf mit dieser Welt

weil es keine Worte für die Wunder hat.

 

Und wenn Du kommst,

werde ich Dir keinen Namen geben.

Dich nicht benennen,

nur nehmen wie Du bist.

Arno - Einmal noch (Kind sein)Arno Jauernig
00:00 / 03:25
Wenn der letzte Ton verklungen ist

Ein Ton verhallt.

Klingt als Schwingung in Dir nach.

Lass ihn Schwingung sein

bevor er sich in Dir 

zu Gedanken formt

oder Gefühlen.

Absurder Sommer

Der Sommer schwitzt,
wirft seine Perlen vor die Badegäste.
Am Stadtrand sitzt
das Großstadtvolk im bleichen Gras und feiert Feste.
Ein Bauer sucht
mit seinem Fernglas Regenwolken
und seine Frau flucht
hättest Du doch besser mal die Kuh gemolken.

 

Der Sommer träumt
von jener Zeit als er noch jung und Frühling war.
Ein Knabe zäumt
sein Schaukelpferd von hinten auf vor dem Altar.
Ein Leichtmatrose setzt
zum letzten Sprung ins frisch geleerte Becken an.
Spring doch nicht jetzt!
Wart bis es wieder regnet irgendwann!

 

Der Sommer trauert
bei der Aussicht bald schon Herbst zu sein.
An jeder Ecke lauert
eine große Dürre auf Erlösung durch den schönen Schein.
Ein feister Banker
löst der Rentnerin das Lebenskonto auf.
Ein dichter Denker
sammelt im Stadtpark Verse ein beim Spendenlauf.

 

Der Sommer trägt
als träger Lieferdienst die Schwüle in den dritten Stock.
Ein Mieter sägt
aus Buchenholz ein Fliegengitter auf dem Arbeitsbock.
Ein junger Mann wirbt
um die Schöne mit lackiertem Fingernagel
und in Europa stirbt
ein ganzes Land im Bombenhagel.

Absurder SommerArno Jauernig
00:00 / 02:42

Neu geboren

für meine Kinder und Enkelkinder

Nun bist Du da.
Ersehnt. Erwartet.
Geliebt, lange bevor wir uns
ein Bild von Dir gemacht haben.


Und Du bist.
Ein Leben. Ein Mensch.
Vollkommen, lange bevor wir
begonnen haben, Dich zu erziehen.


Und Du gibst.
Dein Sein. Dein Dasein.
Liebe, lange bevor Du wissen kannst,
wie das geht.


Du bist das Glück.

Neu geborenArno Jauernig
00:00 / 02:45
Pianist.png
In freudiger Erwartung

Die Sekunde

bevor der Pianist den Ton anschlägt.

Du nimmst vorweg,

was gleich geschehen wird,

im Herzen, in Gedanken.

Du hörst und spürst den Ton der kommen wird

und bist dann doch überrascht.

Das Gedicht kann beginnen.

Für immer jetzt

Bliebe die Zeit wohl stehen,
nur ich ging immer weiter,
es wäre immer jetzt
das Barometer stünde stets auf heiter.


Ich käm an Orte,
die schon längst vergangen
feierte Feste,
die noch gar nicht angefangen.


Ein Hier und Da
wär nie ein Dann und Wann
und wär die Liebe aus,
fing sie sogleich von vorne an.


Erinnerung
wär zugleich eine Ahnung
von dem was ein paar Meter weit passiert.
Die Kirchturmuhr
wär nichts als Mahnung,
den Moment der Leben heißt zu leben, ungeniert.


Die Sommersonne
schien auf meine nackte Winterbrust
und buntes Herbstlaub
weckte meine Frühlingslust.

Bliebe die Zeit wohl stehen
und auch mein Weg wär nicht mehr weit,
all die Feste, all die Liebe, all die Lust
wären ein Teil meiner ganz eignen Ewigkeit.

Für immer jetztArno Jauernig
00:00 / 02:10
Geigerin.png
Ein Flirt zwischen Text und Melodie

Ein Kontakt.

Kurz.

Gerade so lange, dass die Neugier geweckt ist.

Werden sie einander folgen?

Noch ist nicht die Zeit,

im Gleichklang durch die Zeit zu gleiten.

Über Grenzen/Flirt

Da haben wir wohl eine Grenze überschritten,
für einen Flirt war‘n wir uns einen Augenblick zu nah.
Es war die Lust, die uns in dem Moment geritten.
Es war nicht richtig und doch wunderbar.


Jetzt weiche ich ein kleines Stück zurück,
Du tust’s mir gleich, hüllst Dich in Schweigen.
Die Grenzen sind gesichert und zum Glück
kann ich mich wieder mit Dir zeigen.


Wie lang das gut geht, können wir zurzeit nicht sagen,
es kann gut sein, der nächste Augenblick will mehr.
Dann bleiben unsre Blicke aneinander haften und sie tragen
uns hin zu einem kleinen Grenzverkehr.

Über GrenzenArno Jauernig
00:00 / 02:13

In Dir ertrunken

Jetzt bin ich doch in Dir ertrunken,
hab zwar am Ende noch gewunken.
Hilft mir noch wer? Hab ich noch Glück?
Doch alle winken nur zurück.
Sie halten mich für froh und munter
und ich geh hilflos in Dir unter.

Jetzt hab ich mich dem Los ergeben,
hab abgeschlossen mit dem Leben.
Es ist fast so als ob ich schliefe.
Ich dümple rum in Deiner Tiefe,
wo es so feucht ist und so kalt,
wo es kein Licht gibt, keinen Halt.

Jetzt bin ich ganz mit Dir vereint.
Hab ich das wirklich so gemeint?
Als ich sagte, Glück auf Erden,
sei es, mit Dir Eins zu werden.
Heut denk ich, so kann das nicht stimmen.
Ach, hätt ich doch gelernt zu schwimmen!
 

In Dir ertrunkenArno Jauernig
00:00 / 01:44
Drummer.png
Der Rhythmus streichelt die Melodie des Textes

Jeder Text

hat seine eigene Melodie.

Jetzt braucht er

den Beat.

Dazwischen

Ich bin der Dazwischen.
Vor mir meine Eltern
und die Eltern meiner Eltern
nach mir meine Kinder
und die Kinder meiner Kinder.
Und ich dazwischen.

Ich bin der Dazwischen.
Vor mir das Morgen,
hinter mir das Gestern.
Ich bin der Heute.

Ich bin der Dazwischen.
Das, was Du siehst,
wenn Du die Zeilen weglässt.

Ich bin der Dazwischen.
Um mich herum
lauter Stühle.

DazwischenArno Jauernig
00:00 / 03:09

Spuren

So, wie die sanfte Brandung des Meeres
die Spuren meiner Füße verwischt,
kaum sind sie in den weißen Sand gedrückt,
so umspült ein gnädiges Lächeln
meine kleinen Unarten und Verfehlungen
und sie werden ins rechte Licht gerückt.

So, wie der Fels der Brandung des Meeres
für Jahrtausende widersteht
und sich vom Wasser bespielen lässt,
so unbeirrbar steht mein Herz
inmitten aller Wirrungen,
umspült von Liebe, sanft und fest.

SpurenArno Jauernig
00:00 / 02:21

Vorübergehend

Ich sitz auf der Parkbank, es ist fast halb drei,
da geht eine schöne Frau vorbei.
Die Augen blau, die Locken blond,
entschwindet sie bald am Horizont.
Das Haar verspielt im Winde wehend
war sie bei mir – vorübergehend.

VorübergehendArno Jauernig
00:00 / 01:45
Erinnerung

Eine Farbe

Ein Geruch

Eine Berührung

Ein Geschmack

Ein Ton

Ein Lied

November (in Istrien)

November, leuchtend bunt und grell.
Die Sonne warm, wie Gold so hell.
Noch weigern sich die gelben Blätter, sich vom Ast zu lösen
laden mich ein, mit ihnen in der Mittagszeit zu dösen.
Ein Glas vom ersten jungen Wein
bricht tausend Sonnen auf den Stein.
Bald wird der Herbstwind auch das letzte Laub erfassen.
Ich werde mich behutsam mit ihm fallen lassen.

November (in Istrien)Arno Jauernig
00:00 / 03:10

Ein Wind kommt auf

Ein Wind kommt auf,

beginnt als sanfte Brise,

vielleicht wird ja im weiteren Verlauf

daraus noch eine sturmgestählte Krise.

 

Ein Wind kommt auf,

der zusammen mit der Sonne Kraft

die Wäsche trocknet auf der Leine.

Und der es auf dieselbe Weise schafft,

die Tränen zu trocknen, wenn ich weine.

 

Ein Wind kommt auf,

umschmeichelt meine schweißbedeckte Haut,

singt mir ein Lied von denen,

die sich heute schon getraut,

ihm mit auf den Weg zu geben all ihr Sehnen

 

Ein Wind kommt auf

und fegt mit seinem Wehen

das Laub zusammen, häuft es auf zu einem Turm.

Im Spiel des Windes werden wir uns sehen

und unsre Herzen erobern sich im Sturm.

 

Wir begegnen uns im Wind

und erobern uns im Sturm

Ein Wind kommt aufArno Jauernig
00:00 / 02:57

Der Freund in mir

Komm, sei bei mir,

tröste mich,

tröste mich und mach mir Mut.

 

Gib mir Zuversicht

und Hoffnung

und die Gewissheit: es ist gut.

 

Gib mir Brot

und gib mir Wasser,

nähre auch mein großes Herz.

 

Lass mich spüren

und genießen

lenk meine Blicke himmelwärts,

 

Sei mir ein Freund,

ein Wegbegleiter,

bring mich auf Berge und in Täler.

 

Fang mich auf

und lass mich los

und lach mit mir über alle meine Fehler.

Der Freund in mirArno Jauernig
00:00 / 02:32
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